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Strafrechtliche Verfolgungen von Kunst und Künstlern sind auch im 21. Jahrhundert keine Seltenheit. Für internationales Aufsehen sorgten zuletzt die Gerichtsprozesse gegen die russische Punk-Gruppe Pussy Riot und gegen den Aktionskünstler Piotr Pawlenski. Während die Öffentlichkeit vor allem über das Urteil informiert wird, bleiben die ästhetischen Debatten vor Gericht jedoch meist unberücksichtigt. Sie sind es aber, die Aufschluss darüber geben, über welches Kunstverständnis eine Gesellschaft verfügt und auf welche Weise sie diese in einem juristischen Rahmen zu verhandeln in der Lage ist. Die Anthologie versammelt Materialien über Gerichtsverfahren, die seit Ende des 19. Jahrhunderts gegen Künstler und Kuratoren geführt worden sind. Sie zeigen den Wandel der juristischen Bewertung von Kunst und den Wandel eines gesellschaftlichen Kunstverständnisses. Das Augenmerk liegt jedoch auf der Frage, wie über die Kunst vor Gericht debattiert wird. Die Essays, Fallstudien sowie eine Auswahl an Gerichtsakten machen die Wechselwirkungen zwischen künstlerischer Praxis und Gesetzgebung sowie Konjunkturen von Anklagepunkten über Ländergrenzen und politische Systeme hinweg fassbar. Mit Beiträgen von Inke Arns, Ulrike Boskamp, Katarzyna Cytlak, Sandra Frimmel, Eckhart Gillen, Christine Gölz, Zoya Katashinskaya, Erden Kosova, Kata Krasznahorkai, Ewa Majewska, Nadia Plesner, Ada Raev, Jana Rogoff, Sylvia Sasse, Rosa von der Schulenburg, Anna Schürmer, Thomas Skowronek, Cornelia Sollfrank, Gabriele Stötzer, Mara Traumane, Felix Uhlmann.
Matthes & Seitz, Berlin 2018. Weitere Informationen finden Sie hier
Yuri Albert (*1959 in Moskau) ist einer der wichtigsten Vertreter der zweiten Generation des Moskauer Konzeptualismus. Im Zentrum von Ausstellung und Buch, die sein Werk zum ersten Mal außerhalb Russlands ausführlich vorstellen, steht die Serie »Elitär-demokratische Kunst« (1987–2017), in der die Sprache der Kunst den Sprachen von Blinden oder Gehörlosen und der Fachsprache von Seeleuten oder der Stenografie gegenübergestellt wird, um sowohl die einzelnen semiotischen Systeme im Vergleich zur Kunst als auch ihre Verständlichkeit sowie Zugänglichkeit zu analysieren. Die Leser und Betrachter sind in diesen Untersuchungen der Beziehung zwischen Kunstwerk und Interpretation, Bild und Text, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Original und Kopie, zumal in dieser umfangreichen Publikation, immer ein kommunikatives Gegenüber. Yuri Alberts Arbeiten zielen auf einen Dialog mit der Kunst über die Kunst hinaus und laden ein, über den Status von Kunst nachzudenken: elitär oder demokratisch.
Kunstmuseum Liechtenstein 2018, weitere Informationen finden Sie hier
Von der kommunistischen Gleichmacherei zur bürgerlichen Sphärentrennung? Nach 1989 wird die Geschlechterordnung in Polen zu einer Gretchenfrage. Die postsozialistische Identitätssuche zwischen Liberalisierung und Konservatismus, zwischen transnationaler Anbindung und erstarkendem Polentum bringt einen von inneren Widersprüchen geprägten feministischen Diskurs hervor.
Nina Seiler zeigt anhand detailreicher Textanalysen zu Werken feministischer Polonistik der 1990er Jahre theoretische und soziopolitische Anknüpfungspunkte und Divergenzen auf. Der zunehmenden Spaltung der polnischen Gesellschaft wird mittels Konzepten von Intertextualität, Intonation und Ideologem nachgegangen.
Bielefeld, transcript Verlag 2018. Weitere Informationen finden Sie hier
Wie führte das Wiedererstarken einer autoritären Staatlichkeit zur Entwicklung des ‚Kunst-Aktivismus’ von Vojna und Pussy Riot? Wie wurde aus Limonovs ästhetizistischem Projekt der Nationalbolschewistischen Partei eine Protestbewegung, die Politik ästhetisiert und soziale Marginalität ausdrückt? Wie entstanden den repressiven Bedingungen in Putins Russland zum Trotz linke institutionelle Experimente wie die Künstlergruppe Chto Delat? Matthias Meindl kommt durch Betrachtung der Laufbahnen einzelner Akteure ‚dem Politischen’ in der russischen Kunst und Literatur seit den 1990er Jahren auf die Spur.
Köln, Böhlau Verlag 2018. Weitere Informationen finden Sie hier
Ein mit schnellem, präzisem Strich gezeichnetes Russland, wie man es selten zu sehen bekommt: Viktoria Lomasko sucht die Motive für ihre Reportagen dort, wo die russischen Staatsmedien und der kommerzielle Kunstbetrieb den Blick abwenden – im Jugendstraflager, in dem sie Zeichenunterricht gegeben hat, im Gespräch mit Frauen, die jahrelang als Arbeitssklavinnen in Moskauer Supermärkten gehalten wurden, in Parkanlagen, in denen die Anwohner sich gegen den inflationären Bau orthodoxer Kirchen zur Wehr setzen, und natürlich bei den unzähligen Protestmärschen seit der Präsidentschaftswahl 2012.
Viktoria Lomaskos »Graphic Reportages« sind beißend realistisch, ihre Geschichten schonungslos ehrlich und – wenn auch oftmals niederschmetternd – von großer Empathie und Witz getragen. Ein Porträt auf Augenhöhe eines Landes voller Unsichtbarer, die der Staat vergessen hat, und voller Zorniger, die trotz aller Widrigkeiten des Lebens nicht aufgeben, die sich füreinander und für die Gesellschaft, in der sie leben, engagieren.
Übersetzt von Sandra Frimmel
Diaphanes 2018, Broschur, 320 Seiten. Weitere Informationen finden Sie hier
文化空間のなかのサーカス:パフォーマンスとアトラクションの人類学
(Translated into Japanese Takashi Kuwano. HAKUSUISHA Publishing Co., Ltd.)
This book analyses the semiotics of the circus in the context of the theory of intermediality.
The collection contains articles by undergraduate and graduate students at the conference organized by the Institute of Slavic Studies at Zurich University and the Department of Russian Language and Literature of the South Ural State University with the support of the Digital Teaching and Research Team (DLF) of Faculty of Arts and Social Sciences of the University of Zurich and university complex of SUSU “Sigma”. The articles of the participants from the universities of Zurich, Lausanne, Chelyabinsk, Munich, Zagreb, Belgrade, Almaty are devoted to the problems of the phenomenon of the absurd in literature, art and cinema.
Tscheljabinsk: Cicero, 161 Seiten
ISBN 978-5-91283-982-5
Editors: Björn Hansen, Jasmina Grković-Major, Barbara Sonnenhauser.
The book is dedicated to the study of the causes and mechanisms of syntactic change in Slavonic languages, including internally motivated syntactic change, syntactic change under contact conditions (structural convergence, pattern replication, shift-induced transfer etc.): It also explores metalinguistic factors such as ideologically driven selection and propagation of syntactic structures.
De Gruyter Mouton, 2018.
Das Phänomen „Anrede“ ist ein vielschichtiges Thema und seit den 1960er Jahren immer wieder Untersuchungsobjekt an der Schnittstelle von sprach-, sozial- und kulturwissen-schaftlichen Fragestellungen. Sonja Ulrich zeichnet in ihrer Studie auf empirischer Basis ein differenziertes Bild der Anredeverhältnisse im Serbischen in verschiedenen Alltagssituationen und beschreibt den Anwendungsbereich gängiger Formen des mündlichen Sprachgebrauchs. Miteinbezogen werden auch neuere Tendenzen in der Anredeforschung, namentlich die Berücksichtigung des Interaktionskontexts und das damit einhergehende dynamischere Verständnis von Anredeverhalten. Anhand von metalinguistischen Daten, die qualitative Leitfaden-Interviews mit 19 Befragten erbracht haben, und der Auswertung einer populären serbischen TV-Serie (Vratiće se rode) zeigt Ulrich auf, wie bei der Wahl einer Anredeform individuelle Präferenzen mit sozialen und situativen Faktoren zusammenspielen. Ergänzt wird dieses Material durch einen Überblick über historische Entwicklungen der Anrede im Serbischen.
Harrassowitz, Wiesbaden 2018