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Das Projekt hat einen Überblick über die historische und transnationale Entwicklung der Performance-Art in Osteuropa zur Zeit der Diktaturen erarbeitet. Dabei wurde Performance-Art nicht nur als Untersuchungsgegenstand vorgestellt, sondern als ein zentrales künstlerisches Genre, das implizit und explizit sowohl an der Erforschung kultureller Praktiken als auch an der Schaffung alternativer Handlungsweisen selbst beteiligt war. Es handelt sich dabei einerseits um die künstlerische Erforschung totalitärer bzw. realsozialistischer Praktiken, Rituale und Gesten, anderseits um künstlerische Handlungsweisen, die durch das Agieren im Underground entwickelt worden sind. Denn die osteuropäische Performance-Art ist unter Bedingungen entstanden, in denen sie von vornherein als ästhetisch und inhaltlich suspekt galt. Duldung, Verhinderung und zum Teil auch Verbot führten jedoch zu einem hohen Maß an Selbstreflexion, Minimalismus, Abstraktion und Analyse, zu Merkmalen, die die Spezifik der osteuropäischen Performance-Art zwischen 1950 und 1990 ausmachen. Gleichzeitig versteht sich das Projekt als ein archäologisches, denn es will die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen inoffizieller künstlerischer Produktion und offizieller kultureller Praxis rekonstruieren und zudem künstlerische Arbeiten, die bislang in der auf Osteuropa gerichteten Kunst-, Theater- und Kulturwissenschaft nicht in den Fokus der Forschung rücken konnten, einem breiteren Publikum zugänglich machen.
Auf folgende vier Forschungsfelder hat sich das Projekt konzentriert:
1. Sammlung von Materialien in Archiven (Privatarchiven, Stiftungen, Geheimdienstarchiven)
2. Spezifik der Verfahren der osteuropäischen Performance-Art (Subversive Affirmation, Paarperformance, Performance Art (as) Theory)
3. Poetry & Performance
4. Performancekunst und Geheimdienste
Im Projekt wurden ganz unterschiedliche Formate zur Präsentation der Forschung entwickelt. Die Ausstellung "Poetry & Performance", kuratiert von Tomáš Glanc und Sabine Hänsgen, wurde in Žilina (Nova synagoga), Belgrad (Galerija Podroom), Zürich (Shedhalle), Dresden (Motorenhalle), Wrocław (Wroclaw Contemporary Museum MWW), in Liberec (Lázně Galerie Liberec), in Budapest (Kassak Muzeum) , in Dnipro im (Dnipro Center for Contemporary Culture) und 2024 in Prag zu sehen sein. Die Ausstellung erhielt den “Biela kocka” Award (“White Cube”), awarded by Rada galérií Slovenska) –– 1. prize in the category “independent project” 2018 for “Poetry&Performance. The Eastern European Perspective” in the New Synagogue Žilina.
Die Ausstellung "Artists & Agents", kuratiert von Inke Arns, Kata Krasznahorkai und Sylvia Sasse, wurde in Dortmund im HMKV gezeigt. Sie erhielt den Preis der deutschen Kunstkriteriker:innen der AICA (Association Internationale des Critiques d'Art) für die beste Ausstellung 2020.
Die Ausstellung "Yuri Albert. Elitär-demokratische Kunst", kuratiert von Sandra Frimmel und Sabine Hänsgen", war im Kunstmuseum Liechtenstein zu sehen.
Nastasia Louveau hat mit Studierenden der Slavistik in Zürich (Park Platz) die Ausstellung "Performancekunst hinter dem Eisernen Vorhang" erarbeitet. Es haben recherchiert, konzipiert und kuratiert: Juliette Baur, Diliara Fruehauf, Anja Römisch, Julia Steck, Vilsan Zulji.
Darüber hinaus haben wir gemeinsam und "einzeln" Bücher geschrieben, Materialien ins Deutsche und Englische übersetzt und herausgegeben und Workshops und Tagungen durchgeführt, u.a. die internationale Tagung "Doing Performance Art History. Perspectives of Actors and Observers", Zürich, Cabaret Voltaire, 3.5. November 2016.
Folgende Bücher sind bereits erschienen:
Sylvia Sasse, Subversive Affirmation. Kritik der Kritik revisited, Berlin/Zürich diaphanes 2024.
Sylvia Sasse, Kata Krasznahorkai (Hg.), Artists & Agents. Performance Art and Secret Services, Leipzig: spector books 2022.
Sylvia Sasse, Kata Krasznahorkai (Hg.), Artists & Agents. Performancekunst und Geheimdienste, Leipzig: spector books 2019.
Sandra Frimmel, Tomáš Glanc, Sabine Hänsgen, Katalin Krasznahorkai, Nastasia Louveau, Dorota Sajewska und Sylvia Sasse (Hg.): Doing Performance Art History. Perspectives of Actors and Observers, Open Apparatus Book
Sandra Frimmel, Sabine Hänsgen (Hg): Yuri Albert: Elitär-demokratische Kunst, Kunstmuseum Liechtenstein 2018.
Folgende Bücher sind in Vorbereitung:
Kata Krasznahorkai, Operative Art History or Who is Afraid of Artists? spectorbooks: Leipzig 2020, approx. 160 pages, English
Tomáš Glanc, Sabine Hänsgen (ed.), Poetry & Performance. The Eastern European Perspective, spectorbooks Leipzig 2020/21, approx. 500 pages, English
Kollektive Aktionen: Reisen aus der Stadt, hg. von Sabine Hänsgen, Sylvia Sasse, Georg Witte, mit einem Vorwort der Herausgerber:innen, aus dem Russischen von Anja Schloßberger, Sabine Hänsgen, Georg Witte, ca. 800 Seiten mit über 100 Abbildungen und Skizzen, Diaphanes: Berlin, Zürich 2021.