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Seit über einem Jahr bewegen die Proteste in Belarus die internationale Öffentlichkeit. Der Mut der breiten Bevölkerung, auf die Wahlfälschung, auf Gewalt und Terror des Regimes mit friedlichen und kreativen Mitteln über einen so langen Zeitraum zu antworten, hat nicht nur den Blick auf Belarus verändert, sondern auch die internationale Verantwortung erneut ins Bewusstsein gerufen.
Die Ringvorlesung – eine Kooperation von fünf Schweizer Universitäten (Zürich, Basel, Bern/Fribourg, St. Gallen) – möchte die aktuellen politischen Ereignisse historisch, philosophisch und politisch einordnen und mit Hilfe von Forscher:innen und Künstler:innen aus Belarus und der deutschsprachigen Osteuropaforschung analysieren. Sie thematisiert insbesondere die gesellschaftlichen Entwicklungen nach 1989, u.a. die Rolle der Zivilgesellschaft, der Medien, der Mehrsprachigkeit, der Künste und der Nachbarn nach dem Zerfall der Sowjetunion bis heute.
Auch die Organisation einer Ringvorlesung ist von den aktuellen Ereignissen betroffen. Sie führt nicht nur vor Augen, dass es für Kolleg:innen aus Belarus gefährlich sein kann, in der Öffentlichkeit kritisch zu sprechen. Sie zeigt auch, dass Künstler:innen und Wissenschaftler:innen gar nicht mehr nach Belarus zurückkehren können und ins Exil (z.B. in die Schweiz) getrieben werden. Die Ringvorlesung wird so, auch weil wir nicht wissen können, wohin sich die «Revolution der Geduld» (Heinrich Kirschbaum) bzw. die «revolution in progress» (Olga Shparaga) bewegt, zu einer Chronik der laufenden Ereignisse.
Die Aufnahmen sind auf SWITCHcast Media Space und auf dem YouTube-Kanal des Slavischen Seminars zu finden: Playlist Deutsch/Englisch.
21.09.2021 |
«Der ‹Еhemalige Sohn› der belarussischen Gegenwartsliteratur.» Saša Filipenko im Gespräch (Moderation: Tomáš Glanc) |
28.09.2021 |
«Belarus übersetzen. Verfolgung, Solidarität und Öffentlichkeit im frühen 21. Jahrhundert» Gespräch mit Felix Ackermann & Nina Weller (Moderation: Sylvia Sasse, Benjamin Schenk) |
05.10.2021 |
Félix Krawatzek: «Brüche in Belarus: Gesellschaftliche Ansichten und politische Erwartungen nach der Präsidentschaftswahl» (Moderation: Jeronim Perović) |
12.10.2021 |
Astrid Sahm: «Zivilgesellschaft nach 1989» (Moderation: Ekaterina Emeliantseva, Ulrich Schmid) |
19.10.2021 |
Marina Scharlaj: «Der Sound des Landes. Eine auditive Annäherung an das aktuelle Belarus» (Moderation: Barbara Sonnenhauser) |
26.10.2021 |
Olga Shparaga: «Die Revolution hat ein weibliches Gesicht» (Moderation: Matthias Meindl & Sylvia Sasse) |
02.11.2021 |
Jan Patrick Zeller: «Die Sprachen der Belarus:innen zwischen Opposition und Regime» (Moderation: Barbara Sonnenhauser) |
09.11.2021 |
Mischa Gabowitsch: «Protest vs. Alltag» (Moderation: Dorota Sajewska & Nina Seiler) |
16.11.2021 |
«Zwischen Power und Ohnmacht» – Lesung und Gespräch mit Volha Hapeyeva und Iryna Herasymovich (Moderation: Ilma Rakuša) |
23.11.2021 |
Heinrich Kirschbaum: «Revolution der Geduld. Eine belarussische Bricolage» (Moderation: Jens Herlth) |
30.11.2021 |
Between Exile and Underground: The Belarus Free Theatre (and the Revolution before the Revolution). Conversation with Nikolay Kalezhin, Natalya Kolyada & Pavel Haradnizky (Moderation: Gianna Frölicher & Anna Hodel) |
07.12.2021 |
Maksim Samorukov: «Belarus and its neighbours Russia, Lithuania, Poland» (Moderation: Nada Boškovska) |
14.12.2021 |
«Belarus entschlüsseln» – Gespräch mit der Redaktion von Dekoder (Moderation: Benjamin Schenk & Julia Richers) |
Felix Ackermann ist Historiker und seit 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau. Aktuelles Forschungsthema: Geschichte des Strafvollzugs in Polen und Litauen in der Zeit der Teilungen. Er ist Mit-Begründer von Stimmen aus Belarus.
Dekoder ist eine Internetplattform (дekoder oder dekoder bzw. dekoder.org), die journalistische Texte ins Deutsche übersetzt und mit eigenen Artikeln, oft in Zusammenarbeit mit Osteuropaforscher:innen, kontextualisiert. Ursprünglich handelte es sich um Übersetzungen aus dem Russischen ("Russland entschlüsseln!"), jetzt auch neu aus dem Belarusischen (Balarus entschlüsseln!"). Leitender Redakteur für Belarus ist Ingo Petz.
Sasha Filipenko ist ein belarusischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Er ist auch Musiker, Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satire-Show und Fernsehmoderator. 2021 erschien ›Der ehemalige Sohn‹ über das Leben unter dem Lukaschenko-Regime.
Mischa Gabowitsch ist Soziologe und Historiker, derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Einstein Forum in Potsdam. Für die Zeitschrift Slavic Review stellte er zuletzt gemeinsam mit Nelly Bekus ein Themenheft zur Soziologie des belarusischen Protests zusammen.
Volha Hapeyeva ist eine belarusische Autorin (Prosa, Lyrik, Drama, Kinderbuch), Übersetzerin und promovierte Linguistin. Ihre Gedichte wurden in mehr als zehn Sprachen übertragen (2020 erschien auf Deutsch Mutantengarten), 2021 Camel Travel, ihr Debütroman.
Pavel Haradnizky ist Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Mitglied des Belarus Free Theatre, das vor mehr als 15 Jahren gegründet worden ist und seither im Exil arbeitet.
Nikolay Kalezhin ist Mitbegründer des weltbekannten Belarus Free Theatre (2005). In Weißrussland machten sie Theater in Privatwohnungen oder in Wäldern. Er und seine Frau, Natalya Kolyada, waren mit dem Freien Theater von Belarus auf Tournee in New York, als sie im belarussischen Staatsfernsehen zu Staatsfeinden erklärt wurden.
Iryna Herasimovich ist Übersetzerin und Essayistin. Sie hat Autoren wie Michael Kumpfmüller, Lukas Bärfuss, Jonas Lüscher und Ilma Rakusa ins Belarussische übersetzt.
Natalya Kolyada ist Mitbegründerin des weltbekannten Belarus Free Theatre (2005). In Weißrussland machten sie Theater in Privatwohnungen oder in Wäldern. Sie und ihr Mann, Nikolay Kalezhin, waren mit dem Freien Theater von Belarus auf Tournee in New York, als sie im belarussischen Staatsfernsehen zu Staatsfeinden erklärt wurden.
Félix Krawatzek ist Politikwissenschaftler und seit September 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZOiS. gegenwärtig forscht er im Projekt Belarus am Scheideweg? Ansichten der Bevölkerung nach der Wahl 2020 zu Belarus.
Heinrich Kirschbaum ist Professor für Slavistische Literaturwissenschaft an der Universität Freiburg, Essayist und Übersetzer. Zu seinen Forschungsinteressen gehört auch die belarusische Literatur, er ist Ehrenmitglied des belarusischen PEN-Zentrums.
Maksim Samorukov ist stellvertretender Chefredakteur von carnegie.ru und Fellow am Carnegie Centre, ein Think Tank und Forschungszentrum in Moskau, das sich auf Innen- und Außenpolitik konzentriert. Er schreibt über russische Außenpolitik sowie Osteuropa und seine Beziehungen zu Russland.
Astrid Sahm ist Politikwissenschaftlerin und Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Ihre Forschung richtet sich u.a. auf Transformationsprozesse und die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Belarus.
Marina Scharlaj ist Kulturwissenschaftlerin, Slavistin, Sprachwissenschaftlerin an der TU Dresden. 2020 hat sie den Band "Language and Power in Discourses of Conflict" herausgegeben.
Olga Shparaga lehrt Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk. Sie ist Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinationsrats, des politischen Organs der Opposition gegen den Diktator Alexander Lukaschenko. Ihr Buch "Die Revolution hat ein weibliches Gesicht" erscheint im Juni bei Suhrkamp.
Nina Weller ist Slavistin und seit 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Europa-Universität Viadrina im Bereich Osteuropäische Literaturen. Sie forscht zu den Erinnerungskulturen in Belarus, Russland und der Ukraine. Sie ist Mit-Begründerin von Stimmen aus Belarus und Redaktionsmitglied von novinki.
Jan Patrick Zeller ist Professor für Slavistische Linguistik an der Universität Greifswald. Sein Forschungsinteresse liegt auf dem Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft in Polen, der Ukraine, Belarus und der Russischen Föderation.
Gianna Frölicher, Tomáš Glanc, Ilma Rakusa, Dorota Sajewska, Sylvia Sasse, Barbara Sonnenhauser, Nina Seiler (Slavisches Seminar UZH)
Nada Boškovska, Katja Emeljantseva, Jeronim Perović (Abt. Osteuropageschichte, Historisches Seminar UZH)
Benjamin Schenk (Professur für Osteuropäische Geschichte Universität Basel)
Anna Hodel (Vertretungsprofessur Slavistik Universität Basel)
Jens Herlth (Professur für Slavische Literaturen Universität Fribourg)
Julia Richers (Professur für Neueste Allgemeine und Osteuropäische Geschichte der Uni Bern)
Ulrich Schmid (Professur für Kultur und Gesellschaft Russlands an der Uni St. Gallen)
Die Vorlesung kann für das HS21 mit 3 ECTS gebucht werden.
Der Leistungsnachweis besteht aus einem Vorlesungsjournal (Protokolle der Vorlesungen) sowie einer Beteiligung durch Fragen (Austausch von Fragen im Forum).
Studierenden aus anderen Universitäten der Schweiz oder aus dem Ausland stellen wir eine Teilnahmebescheinigung aus, damit die ECTS ggf. an der Heimuniversität angerechnet werden können (bitte mit Heimuniversität abklären).
Arbeitsunterlagen und Nachrichten verschicken wir über OLAT, in das sie sich als Gast auch von auswärts an der UZH einschreiben können.