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Das kulturwissenschaftliche Dissertationsprojekt von Alexander Kamber eröffnet eine neue Perspektive auf den Tanz um 1900. Es begreift Tanz nicht ausschliesslich als ästhetische Ausdruckspraxis, sondern als Produzent eines spezifischen Wissens, das sich um den menschlichen Körper in Bewegung formiert. Im Herzen dieses Wissens steht die Frage nach dem Verhältnis vom bewegten Körper und seiner Umgebung. Diese Konstellation belegt, wie die ästhetische Sphäre des Tanzes in einen produktiven Dialog mit den Lebenswissenschaften (v.a. die Physiologie, die Neurologie und die Biologie) des frühen 20. Jahrhunderts tritt, um das Lebendige im Wechselspiel mit seiner mechanischen, technologischen und organischen Umwelt zu begreifen. Dieser Prozess wird als eingebunden in die Verwissenschaftlichung, Ästhetisierung und Politisierung des menschlichen Körpers einer Zeit betrachtet, die dem Siegeszug von kybernetischer Technologie unmittelbar vorausgeht.
In der Verbindung von Wissens- und Körpergeschichte, von Diskursanalyse und Praxeologie befragt das Projekt ausgewählte Tanz- und Bühnenformen auf ihr spezifisches Verhältnis von Körper, Umwelt und Maschine. Untersucht werden 1) das okkulte Phänomen des Hypnosetanzes, 2) die chorischen Tänze am Monte Verità, sowie 3) die Bühnentechnik der 1920er-Jahre. Das Forschungsmaterial setzt sich aus einem multimedialen Mosaik zusammen und umfasst neben textlichen Quellen auch Raumpläne, Choreografien sowie Bild- und Filmmaterial aus zahlreichen Archiven.
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Sylvia Sasse
Kobetreuerinnen: Prof. Dr. Sophie Witt (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Christina Thurner (Universität Bern)