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Slavisches Seminar

Studieren in Helsinki

Sina Ruepp, Aufenthalt Universität Helsinki (FS 2023)

Das Slavische Seminar verfügt über keinen Institutsvertrag mit der Universität Helsinki, über SEMP-Verträge der UZH ist ein Austausch jedoch gut möglich. Sina Ruepp konnte viele Module in der Slavistik absolvieren, neben Sprachkursen kultur- und sprachwissenschaftliche Kurse zu Gender in Russland und Hip-Hop auf dem Balkan.

Pilvilampi, Vaasa

Vorbereitung

Ich war im FS23 über das gesamtuniversitäre Abkommen im SEMP-Programm als Studentin der Osteuropastudien/Slavische Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Helsinki in Finnland. Ich empfehle auf jeden Fall, sich genug Zeit für das Sammeln aller verlangten Unterlagen zu nehmen und sich vorab beim Migrationsamt online anzumelden. Bei weiteren Fragen waren alle Ansprechpartner, von der Mobility UZH und den Austausch-Koordinatoren bis hin zur Mobility der Uni Helsinki, sehr hilfreich und entgegenkommend.

Ebenfalls sollte man sich die durchschnittlichen Temperaturen vor der Abreise ansehen, da es im Winter gut -10°C werden kann und die kühlen Temperaturen bis Mai anhalten können. Ich konnte meine Winterjacke zum Beispiel erst Mitte Mai gegen Sommerkleider austauschen.

Unterkunft

Eine Unterkunft von HOAS oder Unihome kann über die Uni Helsinki gesucht werden, wobei man seine Wünsche angibt und dann einer Wohnung zugeteilt wird. Lehnt man das Angebot ab, bekommt man allerdings kein zweites Angebot und ist dann auf sich selbst gestellt. Die Wohnungen variieren im Preis von ca. 300-650 Euro, wobei ich ein Unihome 25-28m² Studio mit Bad und Kitchenette für mich hatte. Diese befand sich in Pukinmäki, ca. 30min von der Stadt entfernt, und kostete 625 Euro/Monat. Küchenutensilien kann man mit etwas Glück ebenfalls von bereits abgereisten StudentInnen an der Reception übernehmen oder bei einem «Recycling-Zentrum (Kierrätyskeskus)», wie etwa nahe der Station Pasila, für wenig Geld kaufen.

Modulbuchung und Unterstützung vor Ort

Zu Beginn meines Austausches wurde ich mit einer kleinen Gruppe von etwa acht Leuten drei Tutorinnen zugeteilt, die uns die Stadt gezeigt haben und uns ebenfalls mit dem Modulbuchungstool SISU und der Plattform MOODLE vertraut gemacht haben. Es wird von der Uni ebenfalls noch ein Orientierungstag veranstaltet und alle Infos können vorab auf der Website eingesehen werden. Am Orientierungstag bekommt man ebenfalls einige Goodies, kann sich über Sprachkurse erkundigen und bekommt eine verbilligte HSL-Karte für den Nahtransport.

Leivonmäki Nationalpark

Studienalltag

Die Universität hat diverse Standorte in etwa Kumpula oder Viikki, ich war jedoch immer am City Campus im Herzen der Stadt. Einige der Russischsprachkurse fanden aber auch noch per ZOOM statt, da es bis kurz vor meiner Ankunft wieder eine Covid-Welle gab. Die Module für Austauschstudierende, welche vornehmlich auf Englisch stattfinden, sind dabei in der Kursinformation immer klar ersichtlich mit einer Notiz gekennzeichnet, was die Buchung erleichtert. Als AustauschstudentIn sollte man sich ohne gute Finnischkenntnisse jedoch darauf einstellen, dass man primär mit anderen Austauschstudierenden Module besucht. Die Sprachkurse für etwa Russisch können natürlich ohne weitere Probleme gebucht werden. Zu meiner Überraschung gab es auch in diesen Kursen sehr viele Austauschstudierende. Nichtsdestotrotz kann man sich hier auch gut mit ein paar Finnen und Finninnen bekannt machen.

Die Sprachkurse gleichen jenen an der Uni Zürich, so gibt es klassische Grammatikkurse aber auch solche, bei denen man sich mit spezifischen Themen auseinandersetzt. Ich habe es ebenfalls genossen, meinen Horizont zu erweitern, wie etwa im Seminar «Histories of Hip Hop culture(s) in the Balkans». Es war unglaublich gedankenanregend, einer Expertin auf diesem doch sehr spezifischen Feld zuzuhören und solch einen Kurs hätte ich vermutlich nur an wenigen anderen Universitäten belegen können. Zudem habe ich die Lehrpersonen in allen meinen Kursen als aufgestellt, kommunikativ, kompetent und an den Studierenden interessiert wahrgenommen. Ebenfalls fand ich sehr angenehm, wie unkompliziert die Lehrpersonen sind und es an der Norm ist, sich direkt zu Duzen. Die Diskussionen in den Seminaren waren dadurch sehr locker. Grundsätzlich würde ich sagen, dass bei ähnlichem Aufbau der Module der Arbeitsaufwand etwas niedriger war als an der UZH. Ebenfalls ist zu beachten, dass die Semester in Helsinki noch einmal in zwei Quartale geteilt sind, das heisst, Kurse können auch nur ein Quartal dauern.

Freizeit

Helsinki hat eine übersichtliche Innenstadt, in der man sich schnell zurechtfindet. Dabei finden sich internationale Geschäfte, wie es sie auch in der Schweiz gibt, aber auch finnische Läden (Finnlayson, Marimekko, Suomalainen, …) oder Markthallen, in denen sich Souvenirs finden lassen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den lokalen UFF Secondhand-Läden gemacht, die oft gut kuratierte Kleidungsstücke und Schuhe zu fairen Preisen verkaufen. Für Kunstinteressierte gibt es eine Vielzahl and Museen in der Stadt, wie etwa die Nationalgalerie Ateneum, die dieses Jahr wieder eröffnet hat. Dort können sich Gemälde und Kunstwerke von finnischen sowie europäischen Kunstschaffenden betrachten lassen und es gibt auch einige Bilder, die sich auf den Nationalepos Kalevala beziehen. Für Studierende gibt es vergünstigte Tickets und bei mehrmaligen Besuchen lohnt sich ebenfalls eine Museumskarte, bei welcher man für 76 Euro ein Jahr lang 350 Museen in Finnland besuchen kann. Für Architekturbegeistere lohnt sich ein Abstecher zur Oodi-Bibliothek, Temppeliaukion Kirkko oder der Helsingin Tuomiokirkko, dem Wahrzeichen Helsinkis. In Jyväskylä (3,5h mit dem Zug entfernt) gibt es ausserdem noch das Alvar Aalto-Museum. Selbst besuche ich gerne das Kino und war mehrmals in Finnkinos in Helsinki und Jyväskylä. In der Stadt gibt es des Weiteren auch immer wieder grössere und kleinere Konzertveranstaltungen. Die zwei Konzerte, die ich besucht habe (prog-metal Band Leprous und die technical-death-metal Band Nile), waren gut organisiert und die Stimmung war ausgelassen. Werden einem die Menschenmengen aber zu viel, bieten die Inseln um Helsinki herum Erholung. Mit einer Fähre kann man so beispielsweise innerhalb von ca. 20 Minuten die Festungsanlage Suomenlinna vom Hafen aus erreichen. Eine Gehstunde von Unihome Pukinmäki entfernt befindet sich Lammassaari, die ich insgesamt viermal besucht habe. Die idyllische Insel kann über einen Holzsteg erkundet werden und es gibt viele Sitzgelegenheiten für OrnithologInnen und PicknickerInnen. Zieht es jemanden weiter weg von der Stadt, lässt es sich mit dem VR-Zug gut reisen und Studierende erhalten einen grosszügigen Rabatt von etwa 50%. Wer gerne noch einen Abstecher nach Estland oder Stockholm machen möchte, erreicht beides mit der Fähre.

Helsingin tuomiokirkko, Helsinki

Fazit

Auch wenn ich in der Vorbereitungszeit nervös war, hat alles problemlos geklappt. Ich habe mich auch schnell in Helsinki eingelebt und mich nie unwohl gefühlt. Dies lag auch an den netten Dozierenden sowie Kommilitoninnen und den spannenden Modulen der Slavistik. Es ist natürlich schade, dass es nicht wirklich möglich ist, eine slavische Sprache im Alltag anzuwenden. Allerdings kann man, wie bereits erwähnt, sehr spezielle Seminare besuchen, die in Zusammenarbeit mit dem renommierten Aleksanteri-Instituutti für Russlandforschung angeboten werden. Und die Gelegenheit Finnisch vor Ort zu lernen, bekommt man auch nicht alle Tage!

Weiterführende Informationen

Universität Helsinki

Die Universität Helsinki ist eine Partneruniversität der Universität Zürich im Rahmen des Swiss-European Mobility Programme (SEMP), ehemals Erasmus. Studierende haben dadurch die Möglichkeit, ein oder zwei Semester an der Universität Helsinki zu studieren.