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Slavisches Seminar

Implizite und explizite Kommunikation im politischen Diskurs Russlands, Polens und Tschechiens

SNF-Projekt, Laufzeit 2012-2015

 

Projektleitung: Prof. Daniel Weiss

Mitarbeitende: Bartholomäus Nowak, Jekaterina Mazara

Abstract: The project aims at elucidating a wide range of different types and functions of implicit communication in three genres of political discourse (parliamentary debates, TV talk shows, print and TV interviews) in contemporary Russia, Poland and Czechia. It will examine the interplay of such techniques as irony, rhetorical questions, fresh metaphors, quotations of winged words from literature and film, of proverbs, popular sayings, and ad slogans etc., with the explicit messages conveyed by the speaker. What do the implicit messages contribute to neutral and polemical argumentation, the overall (im)politeness management, the speaker’s self-presentation, the entertainment of the audience?
In the long run, two comparisons are envisaged.
(i) What is the relative weight and the qualitative impact of said techniques in the three different genres?
(ii) To what extent do the results obtained reveal different political and cultural preferences in the three post-socialist nations? In particular, in what way do they reflect the divergence of Russian-style „directed democracy” and the parliamentary democracy of the two members of the European Union? All these tasks will be tackled on a basis of appropriate data covering the period from 2006 to 2012.

Seit dem 1.4.2012 ist am Slavischen Seminar ein vom Schweizerischen Nationalfonds gefördertes Forschungsprojekt zur impliziten Kommunikation im politischen Diskurs Russlands, Polens und Tschechiens aus dem Zeitraum von 2006 bis 2013 angesiedelt. Dabei soll anhand von gezielt auf Projektzwecke zugeschnittenen Teilkorpora aus Parlamentsdebatten, politischen TV-Talkshows und später auch Politiker-Interviews der Wirkungsweise von Ironie, Rhetorizität, Zitierung von sprachlichen Stereotypen und Prätexten wie Sprichwörtern, Geflügelten Worten, Film- und Schlagerzitaten, Werbeslogans etc., frischen (nicht konventionellen) Metaphern und Metonymien sowie Tautologien nachgegangen werden. Diese Strategien sollen in allen drei genannten Genres im Hinblick auf ihre möglichen Funktionen im Diskurszusammenhang analysiert werden: dienen sie v.a. argumentativen, polemischen und/oder einfach Unterhaltungszwecken? Damit rückt auch die Frage nach dem Stellenwert von (Un)Höflichkeitsmanagement und Humor in der Politik ins Blickfeld. Da der politische Diskurs mehrfachadressiert und hochgradig vermittelt ist, gilt das Augenmerk ferner auch dem physisch abwesenden Dritten, d.h. anderen Politikern, Medienschaffenden, dem Fernsehpublikum, der Wählerschaft etc. Angesichts solcher indirekten Adressierungen gewinnen insbesondere Mechanismen der Selbstinszenierung an Gewicht, zu fragen ist aber auch nach den durch die Umwegverfahren zu gewinnenden Nutzeffekten.
In diesem komplexen Spiel mit jeweils mehreren in unterschiedliche Richtung zielenden Bällen gilt es dann zu untersuchen, ob bzw. wie die einzelnen Bälle vom Adresaten aufgegriffen werden: wie werden die einzelnen Sprechakte ausgehandelt, erkennt z.B. der Adressat oder eine andere Person die Ironie? Wie werden frische Metaphern oder Anspielungen auf Prätexte quittiert, wie humoristische Formulierungen? Alle diese Fragestellungen sind im doppelten Vergleich der drei genannten Genres wie auch der drei nationalen politischen Diskurse in Russland, Polen und Tschechien zu verfolgen. Dabei zeichnen sich jetzt schon Genrekontraste ab: in einer Parlamentsdebatte sind z.B. die Möglichkeiten der unmittelbaren Replizierung viel beschränkter als in einer Talkshow oder einem Interview. Was nationale Kontraste angeht, so wirken sich hier unterschiedliche politische Rahmbedingungen (z.B. die konstante Dominanz der Regierungspartei in Russlands "gelenkter Demokratie" vs. parlamentarische Systeme mit regelmässigem Regierungswechsel wie in Polen und Tschechien) ebenso aus wie divergierende kulturelle bzw. Bildungstraditionen; letztere sind etwa aus der unterschiedlichen Präferenz für bestimmte Typen von zitierten Prätexten abzulesen.

Publikationen:

  • Д. Вайс, «Депутаты любят цитаты», in Н.Н. Розанова (отв. ред.), Русистика сегодня. Выпуск 5: Проблемы речевого общения. Москва, 2012, стр. 63-74.
  • Е. Мажара, «Стратегическое употребление иронии в социальных и политических телевизионных ток-шоу», in Н.Н. Розанова (отв. ред.), Русистика сегодня. Выпуск 5: Проблемы речевого общения. Москва, 2012, стр. 278-287.
  • D. Weiss, «The Structure of Parliamentary Debates: the Case of the Russian Gosduma», in N. Thielemann (ed.), Proceedings of the conference "Approaches to Slavic Interaction", Potsdam, 3/16.-18/2011, 215-237, Amsterdam-Philadelphia 2013: Benjamins.
  • Je. Mažara, "Irony in the face(s) of politeness: Strategic use of verbal irony in Czech political TV debates", in N. Thielemann (ed.), Proceedings of the conference "Approaches to Slavic Interaction",Potsdam, 3/16.-18/2011, 187-212, Amsterdam-Philadelphia 2013: Benjamins.
  • D. Weiss, "Parlamentsdebatten in der russischen Gosduma: Originalton vs. Transkript". Wiener Slawistischer Almanach, 2013.  Ms. 35p.

forthcoming:

  • Д. Вайс, "Хула в Госдуме". To appear in: Хвала и хула в языке и коммуникации. Материалы конференции, Mосква: Издательство РГГУ. Ms. 22p.

Weiterführende Informationen

snf_weiss

Implizite Kommunikation