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Die Planung des Auslandssemester beginnt schon früh, und man sollte sich genügend Zeit dafür einplanen. Meine Entscheidung ist auf Polen und Wrocław gefallen, da ich einerseits meine Polnischkenntnisse verbessern wollte und mir die Stadt andererseits von vielen Personen als eine "Studistadt" sehr empfohlen wurde. Zudem habe ich Erfahrungsberichte von Studierenden gelesen oder mit ihnen direkt gesprochen, die dort bereits im Austausch waren und die mir alle einen sehr positiven Eindruck von der Stadt vermittelt haben.
Man braucht einige Zeit, um alle Dokumente für den Austausch vorzubereiten, und auch später muss man noch einiges machen (Learning Agreement, Anmeldung etc.). Es kann alles sehr verwirrend sein; man sollte aber unbedingt nachfragen – auch mehrmals – wenn irgendetwas nicht klar ist.
Die Suche nach einer passenden Unterkunft war für mich in Bezug auf die ganze Organisation das Stressigste, da ich zu Beginn nicht genau wusste, wie und wo ich am besten mit der Suche beginnen soll. Es gibt in Wrocław einige Wohnheime der Universität, die sehr günstig sind. Allerdings kam die Info dazu erst im Dezember. Weil ich sichergehen wollte, dass ich ein Einzelzimmer bekomme (was in den Wohnheimen der Universität nicht garantiert ist), habe ich mich am Ende für das private Wohnheim „Milestone Fabryczna“ entschieden, in dem ich ein Einzelzimmer mit eigenem Badezimmer und geteilter Küche hatte (Cluster-Wohnung). Auch da lohnt es sich, früh zu buchen. Das Wohnheim ist nicht ganz so zentral gelegen, aber mit Tram/Bus (mit den öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich in der Stadt insgesamt sehr gute Erfahrungen gemacht) war ich in 15 Minuten im Zentrum.
Die Modulbuchung und die Organisation der Universität wirkten zunächst sehr überwältigend. Es lohnt sich aber, die Informations- und Willkommensveranstaltungen zu besuchen und mit den Koordinator:innen Kontakt aufzunehmen (man muss vielleicht mehrere Mails schreiben). Die Modulbuchung funktioniert ganz anders als bei uns (auch werden Kurse teilweise erst in der ersten Woche des Semesters auf den Webseiten publiziert) und es kommt auch ganz auf die Fakultät darauf an, aber die Hilfsbereitschaft war von allen Seiten sehr gross. Es haben sich alle bemüht, den Austauschstudierenden dabei zu helfen, die Kurse zu finden und sich dann auch dafür einzuschreiben.
Da ich noch meine Masterarbeit geschrieben habe, habe ich an der Universität nur drei Kurse gebucht. Der Polnischkurs, der zwei Mal pro Woche angeboten wird (für den man aber auch eine Gebühr zahlt), hat mir sehr dabei geholfen, meine Polnischkenntnisse zu erweitern. Es gibt verschiedene Niveaus und je nachdem kommt man dann vielleicht auch in einen Kurs, wie in meinem Fall, in dem sonst keine Erasmus-Studierende sind. Daneben habe ich eine Vorlesung auf Deutsch am Willy-Brandt-Zentrum besucht. Zudem habe ich noch einen Kurs am Slavischen Seminar auf Kroatisch/Serbisch besucht, da ich mich dann doch nicht getraut habe, Kurse auf Polnisch zu machen. Zu beachten ist bei den Kursen auf Masterstufe am Slavischen Seminar, dass diese in der Regel online stattfinden (mit 1-2 Treffen pro Semester am Seminar). Ich empfehle es aber sehr, 1-2 Kurse zu buchen, die nicht extra für Austauschstudierende gedacht sind, damit man auch Studierende aus Polen kennenlernt (wenn es mit den Sprachkenntnissen geht).
Über das Buddy-System der Uni war ich sehr froh. Das hat mir besonders zu Beginn bei der Orientierung in der Stadt geholfen und mein Buddy hat mir sehr viele Orte gezeigt, die ich sonst vielleicht nicht entdeckt hätte oder mich beispielsweise an Ostern zu sich eingeladen. Ich würde unbedingt empfehlen, dieses Angebot zu nutzen.
Wrocław hat tolle Cafés und Parks, die besonders im Frühling wunderschön sind und die es sich zu besuchen lohnt. In der Stadt finden ständig Veranstaltungen statt (Filmreihen in Kinos, Konzerte, Gitarrenfestival, Filmabende etc.) und auch sonst ist die Stadt rund um das Zentrum immer sehr lebendig.
Meiner Erfahrung nach hatte ich neben den Kursen eigentlich genug Zeit, um die Stadt kennenzulernen. Wegen der Masterarbeit musste ich dann manchmal mehr arbeiten, aber nach deren Abgabe hatte ich dennoch noch einen Monat, um zu reisen und mehr Veranstaltungen zu besuchen.
Das Auslandssemester war eine wunderschöne Erfahrung und ich bin sehr dankbar für all die schönen Erinnerungen und tollen Menschen, die ich in Wrocław machen durfte und denen ich dort begegnet bin. Ich empfehle Wrocław allen, die gerne einen Einblick in die polnische Kultur erhalten möchten und in eine Stadt gehen wollen, die zwar gross ist, aber die man gut auch zu Fuss erkunden kann. Man hat dadurch auch die Möglichkeit, die Stadt wirklich gut kennenzulernen und kommt sehr schnell zurecht. Die Stadt liegt auch so, dass man mit dem Zug und Bus sehr schnell (und teilweise sehr günstig) in andere Städte kommt. Ich würde Wrocław für einen Austausch auf jeden Fall sehr empfehlen.
Wie bereitet man sich auf ein Auslandsemester vor? - Sich frühzeitig damit auseinandersetzen und mit dem Planen beginnen! Da ich im Nebenfach Slavistik (mit dem Fokus auf die polnische Sprache) studiere, war für mich rasch klar, dass ich mein Auslandsemester in Polen absolvieren will. Und Wrocław – aufgrund seiner vielen Brücken auch ‘Venedig des Ostens’ genannt – hat mich interessiert, da es kulturell viel zu bieten hat. (Im Jahr 2016 war Wrocław die Kulturhauptstadt Europas).
Eine frühzeitige Planung ist wichtig für die Suche nach einer passenden Unterkunft: In Wrocław gibt es sowohl private, wie öffentliche Studentenwohnheime, es gibt auch die Möglichkeit, privat eine Wohnung zu mieten. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich wohnte beispielsweise im privaten Studentenwohnheim ‘MILESTONE’ in einem Einzelzimmer mit eigener Küche. Die Lage war zentral – ich brauchte 10 Minuten zu Fuss zur Universität, und 15 Minuten zum Rynek, dem wunderschönen Stadtkern. Obwohl ich mehrere Monate vor dem Einzug ein Zimmer reservieren wollte, gab es bereits kaum freie Zimmer mehr.
Da ich mein Polnisch dann doch nicht überstrapazieren wollte, buchte ich an der Universität vorwiegend Kurse auf Englisch: ‘Polish Contemporary Literature’ und ‘Polish Children’s and Young Adults Literature’. Das Setting war sehr familiär – dazu trug bestimmt auch bei, dass die Kurse sehr wenige Teilnehmer hatten: Zum Teil war ich die einzige Studentin :) Aber dadurch ergab sich auch die Möglichkeit, ausführlicher über gewisse Themen zu diskutieren, eigene Inputs zu geben und unterschiedliche Interpretationen und Überlegungen zu erörtern. Es bestand das Angebot, zweimal pro Woche einen Polnischkurs an der Universität zu besuchen. Auch hier musste man sich rechtzeitig vorher anmelden. Zudem bot zu meinem Erstaunen das zur Universität gehörende Willy-Brandt-Zentrum Vorlesungen auf Deutsch an.
Die Organisation der Universität Wrocław mag zunächst überwältigend und vielleicht auch irritierend wirken, doch die Hilfsbereitschaft von Seiten der Dozenten wie auch der Studierenden ist sehr gross.
Die Universität hat keine Kantine – aber es gibt diverse ‘Bar Mleczny’ (aka Milchbar) in der Stadt, wo man für wenig Geld gutes und warmes Essen erhält.
Ich empfehle, nicht zu viele Kurse an der Universität zu buchen, damit man sich Zeit nehmen kann, Wrocław zu entdecken! :) Es gibt diverse Museen, Pärke und Cafés die zum Verweilen einladen. Das Kino ‘Nowe Horyzonty’ zeigt neben den neusten Filmen regelmässig thematische Filmreihen, bei denen die Filmvorführung durch ein anschliessendes, moderiertes Gespräch begleitet wird. Hier werden auch diverse Filmfestivals veranstaltet, so etwa im April das LGBT+ Film Festival.
Zudem findet dienstags in der Bar Nietota in der Nähe des Ryneks jeweils ein deutscher Stammtisch statt, wo Interessierte sich in einer lockeren Atmosphäre auf deutsch unterhalten können. Dies ist eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und einen Einblick in das lokale Geschehen vor Ort zu erhalten.
Zusammenfassend bin ich sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich infolge dieses Auslandsemesters machen durfte. Mir wurde die Möglichkeit geboten, für eine begrenzte Zeit ‘den Rahmen zu wechseln’. Ich habe viel gelernt – auch über mich selbst. Vor allem musste ich mich plötzlich mit Fragen auseinandersetzen, denen ich zuvor weniger Beachtung schenkte, oder schenken musste: Wie passe ich mich an eine neue Umgebung an, wo ich doch weiss, dass ich nach ein paar Monaten wieder nach Hause zurückkehre? Welche Verpflichtungen habe ich gegenüber dem Gastgeberland bezüglich des kulturellen Austauschs: Wie repräsentiere ich beispielsweise mein Herkunftsland?
Grundsätzlich kann ich es sehr empfehlen, ein Auslandsemester zu absolvieren! Aber nicht vergessen: Rechtzeitig mit dem Planen beginnen :)