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Nach 1991 findet eine verstärkte (Selbst-)Ethnologisierung der Ukraine in der Literatur statt. Dafür gestalten ukrainisch- und russischsprachige Prosatexte kulturelle und fiktionale Räume. Die Narrationen mit Fokus auf die West-, Ost-, Zentralukraine und die Krim sowie L’viv, Kyïv und Charkiv werden in dieser Studie zu Objekten einer «beobachtenden Lektüre» literarischer Explorationen.
Die Ukraine ist nicht nur in letzter Zeit von innen- wie aussenpolitischen Konflikten zerrüttet, sondern seit Jahrhunderten von politischen Brüchen und territorialen Neuverschiebungen geprägt. Das zweitgrösste europäische Land ist zum Gegenstand national engagierter Konstruktionen und Dokumentationen geworden, die der Selbsterkundung und Positionierung dienen. Die Untersuchung analysiert dieses Phänomen anhand ukrainisch- und russischsprachiger Prosa aus der Zeit von 1991 bis 2011 – den ersten beiden Jahrzehnten der Unabhängigkeit der Ukraine.
Der nachholende Anschluss der fiktionalen Ukraine an europäisch konnotierte Diskurse verdeckt zeitgleich zu findende literarische Charakteristika, die dem postmodernen Denken widersprechen: Das totgesagte Subjekt kehrt zurück, die «korrigierte» und «wahre» Geschichte sowie ausserliterarisch erfahrbare Topografien werden vorausgesetzt.
Die Arbeit betrachtet, wie Prosatexte auf (meta)sprachlicher Ebene die Ukraine konzipieren – wie sie an der Writing Culture partizipieren und wie sie dafür das Konzept der Ethnografie, der Vertextlichung erlebter Räume, einsetzen. Sie geht auf diese Weise dem «ethnografischen» – Kultur beobachtenden und erschreibenden – Moment von Literatur nach, um eine theoretische und an komparatistischen Beispielanalysen ausgeführte Alternative zur postkolonialen Politisierung anzubieten. Vor der Folie des nationalen Diskurses stehen heterogene Repräsentationen verschiedener Regionen und Städte der Ukraine im Vordergrund.
Украину сотрясают внутренне и внешние конфликты - и не только в последнее время, на ней отразились вековые идеологические изломы и территориальные смещения. Предлагаемое исследование анализирует (мета-) литературные концепции Украины, основываясь на украинско- и русскоязычной прозе 1991-2011 гг. - первых десятилетий независимости страны. На фоне национального дискурса гетерогенные репрезентации различных регионов и городов Украины становятся местами проведения литературных эксплораций. В центре интереса стоит их участие во Writing Culture, как и этнографический модус в качестве основного приема презентации "Другого"-запись пережитых пространств. Оказывается, что примыкание вымышленной Украины к европейски коннотированному дискурсу реактивирует литературные характеристики, которые противоречат постмодернистскому мышлению: субъект, объявленный умершим, возвращается назад," исправленная" и"истинная" история, как и познаваемая вне литературы топография, становятся предпосылкой.
Издательство: "Алетейя" (2016)
ISBN: 978-5-906823-31-1