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Performance Art (as) Theory #3: PerformancekünstlerInnen, die sich zur Aufgabe stellen, vor der Kamera oder in der Öffentlichkeit willentlich in den Schlaf zu fallen, verbindet ein gemeinsames Interesse: Sie begeben sich an die Grenzen des Bestimmbaren und beginnen, im Terrain jenseits menschlicher Verfügungsgewalt zu agieren. Der Schlaf ist bekanntlich kein intentionaler Akt, er markiert vielmehr die Limitationen der Planbarkeit und der individuellen Bestimmbarkeit. Bemerkenswert ist jedoch die Vielfalt in der theoretischen Reflexion und praktischen Erkundung des Einschlafens, die vor allem bei osteuropäischen NeoavantgardistInnen der 1970er und 1980er Jahre zutage tritt: Konzepte vom Unbewussten, von der Musse und vom Otium stehen ebenso im Horizont ihrer Schlafaktionen wie die Kritik an der Ökonomisierung und der Produktionseuphorie. Konzeptuelle, theoretische und politische Konturen gewinnen diese Versuche des Einschlafens jedoch vor allem dadurch, dass sie die Forcierung und gleichzeitig die Unmöglichkeit gesellschaftlichen Rückzugs zu kommunizieren imstande sind.
Die Reihe »Performance Art (as) Theory« ist eine Kooperation zwischen dem Zentrum Künste und Kulturtheorie und dem ERC-Projekt »Performance Art in Eastern Europe (1950-1990): History and Theory«.