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2017 jährte sich die Oktoberrevolution zum 100. Mal. Aus diesem Anlass widmete sich die Ausstellung Sturm auf den Winterpalast: Forensik eines Bildes jener Fotografie, die wie keine andere zum Symbolbild dieser Revolution geworden ist: dem Sturm auf den Winterpalast. Allerdings stammt das Foto nicht vom historischen Ereignis selbst, sondern von einem theatralen Reenactment, das 1920 vom Theaterregisseur Nikolaj Evreinov nachgestellt worden ist. Aus der Fotografie eines Theaterereignisses wurde ein ‚historisches Dokument’. Die Ausstellung und das Buch präsentiert Aufnahmen des Reenactments von 1920 (zwei Filme, ca. 70 Fotografien) sowie die Dokumentwerdung des Fotos in der sowjetischen Geschichtsschreibung, in Bildbänden, Schulbüchern und auf Plakaten. Zudem werden Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen gezeigt, die das Reenactment kommentieren.
Im Projekt haben wir (Andri Hürlemann, Sylvia Sasse, Igor Chubarov) die Massentheateraufführung "Vzjatie Zimnego dvorca" (Die Einnahme des Winterpalastes) und die Dokumentwerdung des Fotos rekonstruiert. Zu diesem Zwecke haben wir in verschiedenen Fotoarchiven in Russland und Weissrussland recherchiert sowie Rezensionen und Essays, die über das Massenschauspiel verfasst worden sind, ins Deutsche und Englische übersetzt. Entstanden ist ein Buch und eine Ausstellung, die alle Materialien zeigt. Das Buch ist auf Englisch und Deutsch erschienen, die russische Publikation ist vorbereitet, die Ausstellung wurde in Zürich (Theaterhaus Gessnerallee), in Dortmund (HMKV) und in Łodz (Muzeum Sztuki) gezeigt und erhielt 2018 von der Helga Pape Stiftung den Preis für Kuratorinnen und Kuratoren.
Künstler*innen: Chto Delat, Nikolaj Evreinov, Waldemar Fydrych (Orange Alternative), Cristina Lucas, Kazimir Malevich, Milo Rau - International Institut of Political Murder, Peter Watkins
Sturm auf den Winterpalast: Geschichte als Theater, Gessnerallee, Zürich (CH), 23. Sept. – 25. Okt 2017
Kuratiert von Inke Arns & Sylvia Sasse
Eine Ausstellung mit Arbeiten von Nikolaj Evreinov, Chto Delat, Waldemar Fydrych (Orange Alternative) u.a.
Szenografie: Anton Lukas
Eine Veranstaltung des Slavischen Seminars der Universität Zürich in Kooperation mit dem HMKV (Hartware MedienKunstVerein), Dortmund
Gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), die Universität Zürich und die Kulturstiftung des Bundes.
Sturm auf den Winterpalast: Forensik eines Bildes, HMKV im Dortmunder U, 25. Nov. 2017 - 08. April 2018
Eine Ausstellung mit Arbeiten von Chto Delat, Nikolaj Evreinov, Waldemar Fydrych (Orange Alternative), Cristina Lucas, Kazimir Malevich, Milo Rau, Peter Watkins
Kuratiert von Inke Arns (HMKV) und Sylvia Sasse (Universität Zürich)
Gefördert durch Kulturstiftung des Bundes, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Schweizerischer Nationalfonds
Atak na Pałac Zimowy. Dochodzenie w sprawie pewnego obrazu (Sturm auf den Winterpalast. Forensik eines Bildes), Muzeum Sztuki (ms1), Lodz (PL), 7. April – 3. Juni 2018.
Eine Ausstellung mit Arbeiten von Chto Delat, Nikolaj Evreinov, Waldemar Fydrych (Orange Alternative), Cristina Lucas, Kazimir Malevich, Milo Rau, Peter Watkins
Kuratiert von Inke Arns und Sylvia Sasse, Szenographie: Thibaut de Ruyter, Koordiniert von: Przemysław Purtak, Katarzyna Mróz
Im Jahr 1920 hat der russische Regisseur Nikolaj Evreinov gemeinsam mit einem Regiekollektiv den „Sturm auf den Winterpalast“ - den Beginn der russischen Revolution von 1917 - in einem riesigen theatralen Massenschauspiel mit 10.000 Akteuren und 100.000 Zuschauern am selben Platz, zur selben Zeit wie das angebliche historische Ereignis reenacted. Bis heute stammen die Bilder vom Sturm auf dem Winterpalast von diesem Theaterspektakel, nicht von der Revolution selbst. Mal werden sie als historische Fotos ausgegeben, mal als ein Filmstil von Sergej Ėjzenštejns Film Oktober.
Die Vorlesung und die Ausstellung „Sturm auf den Winterpalast“ rekonstruieren das Massenspektakel, die Geschichte des Fotos und fragen nach dem Sinn von Wiederholung und Fake-Wiederholung in den Theorien von Revolution und Theater.
Mit Gästen: u.a. Katrin Rothe (Filmemacherin) am 28.9., Marina Dalügge (Theaterwissenschaftlerin) am 5.10. und Alexander Karschnia (Theatermacher).
Zeit: Do 16-18 Uhr
Ort: Gessnerallee Zürich bis Mitte Oktober, danach Slavisches Seminar, Plattenstrasse 43, 8032 Zürich
Weiteres Programm: